Co-Working mit KI, Büro

Co-Working mit KI

Seit der Einführung von ChatGPT im November 2022 hält Künstliche Intelligenz zunehmend Einzug in unseren Berufsalltag. Unternehmen, Beschäftigte und Selbstständige nutzen heute ganz selbstverständlich generative KI-Tools wie Microsoft Copilot, Google Gemini und ChatGPT. Doch wie tiefgreifend ist dieser Wandel wirklich? Und wie gut sind Wirtschaft und Gesellschaft darauf vorbereitet?

KI auf dem Vormarsch

Laut einer aktuellen Umfrage von PwC setzen bereits 45 Prozent der Unternehmen und 38 Prozent der Berufstätigen generative KI-Tools im Berufsalltag ein. Hendrik Reese, Responsible AI Lead bei PwC Deutschland, bringt es auf den Punkt: „Fast jedes zweite Unternehmen hat KI-Anwendungen im Einsatz. Aber im Umkehrschluss bedeutet das auch, dass die andere Hälfte viele Effizienzpotenziale noch nicht hebt.“ Beschäftigte berichten von schnellerer Aufgabenerledigung und verbesserter Ergebnisqualität. Auch Freiberufliche profitieren: Eine Studie von Fiverr und Bitkom Research zeigt, dass in diesem Bereich sieben von zehn Befragten KI-Tools als wertvolle Unterstützung betrachten, die ihre Produktivität steigern. Etwa 60 % nutzen mindestens einmal im Monat KI-Tools, fast ein Viertel (22 %) sogar täglich.

Was bleibt ist menschliche Kreativität

Trotz des technischen Fortschritts bleibt menschliche Kreativität ein zentrales Gut. Zwei Drittel der Freiberuflerinnen und Freiberufler sind überzeugt, dass Künstliche Intelligenz niemals die Kreativität des Menschen ersetzen kann. Micha Kaufman, CEO von Fiverr, betont: „Kreativität ist von Natur aus menschlich. Kreativ zu sein, erfordert ausgesprochen menschliche Qualitäten wie aktives Zuhören, distanziertes Beobachten, Geduld und die Fähigkeit, eine Balance zwischen Experimentieren und Vollendung herzustellen.“ KI wird also nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung gesehen.

Unterschiede in Akzeptanz und Zugang

Wie stark KI angenommen wird, hängt von Alter und Bildung ab. Laut einer Studie des  Bayerischen Forschungsinstituts für Digitale Transformation (bidt) nutzen 64 Prozent der 18- bis 29-Jährigen generative KI, während es bei den über 65-Jährigen nur etwa 15 Prozent sind. Formal höher Gebildete setzen die Technologie ebenfalls deutlich häufiger ein. Zugleich zeigt sich: Viele Beschäftigte wissen nicht, ob ihr Unternehmen klare Regeln für den KI-Einsatz formuliert hat – ein Drittel nimmt trotz hoher interner Aufmerksamkeit für das Thema keinerlei Leitlinien wahr.

Mit der breiten Nutzung generativer KI wachsen auch die Sorgen. In der PwC-Studie geben 80 Prozent der Befragten an, dass Datenschutz ein großes Thema sei. Ebenso viele berichten von Unsicherheiten oder sogar Angst im Kollegium. Die bidt-Studie ergänzt: Zwar begrüßen viele die EU-KI-Verordnung (AI Act), doch 64 Prozent der deutschen Bevölkerung haben noch nie davon gehört. Selbst unter jenen, die sie kennen, überwiegt die Skepsis hinsichtlich ihrer Umsetzbarkeit und Wirksamkeit.

Kompetenzen: Mangel erkannt, aber nicht behoben

Trotz wachsender Akzeptanz fehlt es vielen an konkreten Fähigkeiten im Umgang mit Künstliche Intelligenz. Laut PwC haben erst 28 Prozent der Berufstätigen eine Fortbildung zum Thema besucht. Ein Drittel bescheinigt sich selbst mangelhafte Kenntnisse. Auch die Unternehmensseite zeigt Defizite: Nur jede sechste Firma hat bislang Weiterbildungen angeboten. Laut Stifterverband und McKinsey nutzen 86 Prozent der Unternehmen das Potenzial von KI bislang nur oberflächlich. Die Autoren Florian Rampelt und Julia Klier stellen fest: „Um KI effektiv anzuwenden, ist mehr Grundwissen und Anwendungskompetenz erforderlich.“

Zusammenarbeit und Weiterbildung als Hebel

Als erfolgsversprechender Weg gilt die stärkere Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Hochschulen. Laut Stifterverband streben viele Unternehmen eine intensivere Kooperation an, auch wenn bislang nur etwa 20 Prozent diesen Kanal systematisch nutzen. Solche Partnerschaften könnten praxisnahe Schulungsangebote hervorbringen und strategisches Wissen ins Unternehmen tragen.

Parallel nennt die Fiverr-Studie vier Schlüsselkompetenzen für die Zukunft: digitale Kommunikation, Anpassungsfähigkeit, IT-Sicherheitsbewusstsein und spezifisches KI-Know-how. Wer diese Fähigkeiten gezielt aufbaut, wird im digitalen Arbeitsmarkt gut bestehen können.

Licht und Schatten im Ausblick

Trotz der genannten Herausforderungen blicken viele optimistisch in die Zukunft. 74 Prozent der Unternehmen erwarten für 2025 ein Umsatzwachstum. 81 Prozent der Selbstständigen beurteilen ihre Auftragslage positiv. Bemerkenswert ist: Unter jenen, die mindestens einmal pro Monat generative KI nutzen, bewerten sogar 88 Prozent ihre Auftragslage als gut – gegenüber 68 Prozent bei jenen, die seltener oder nie mit Künstliche Intelligenz arbeiten.

KI verlangt Kompetenz, Klarheit und Kommunikation

Die Einführung generativer KI in die Arbeitswelt schreitet rasch voran. Die Chancen auf mehr Effizienz, neue Ideen und gesteigerte Produktivität sind erheblich – ebenso wie die Risiken durch mangelnde Regelungen, fehlende Weiterbildung und non-existente Strategie. Entscheidend wird sein, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mitzunehmen, Unternehmen klar auszurichten und Bildungseinrichtungen als Partner einzubinden. Wer in Kompetenzen investiert, gewinnt auf Dauer nicht nur technische Schlagkraft, sondern auch Vertrauen.

Titelbild © stock.adobe/Romana

Quellen:
Bayerisches Forschungsinstitut für Digitale Transformation (bidt) (2024): Verbreitung und Akzeptanz generativer KI in Deutschland.

Fiverr/Bitkom Research (2025): Umfrage unter Selbstständigen und Führungskräften zur Nutzung generativer KI.

PwC Deutschland (2025): Studie zur Nutzung generativer KI-Tools in Unternehmen.

Rampelt, Florian; Klier, Julia; Kirchherr, Julian; Ruppert, Raffael (2025): KI-Kompetenzen in deutschen Unternehmen, Stifterverband/McKinsey.

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