Dr. Steven Lemm, Chief Risk & Data Officer bei Ratepay, erklärt, wie der größte White-Label-Payment-Provider Europas im Hintergrund des E-Commerce agiert und nahtlose Zahlungserfahrungen ermöglicht. Ratepay bietet risikobehaftete Zahlarten wie Rechnungskauf, Lastschrift und Ratenkauf an und integriert diese direkt in den Checkout-Prozess von Händlern. „Unsere Lösungen sind vollständig in den Checkout des Händlers integriert“, betont Lemm. Das bedeutet, dass der Endkunde in seiner gewohnten Umgebung bleibt, ohne von einem externen Zahlungsdienstleister weitergeleitet zu werden.

Das besondere an dieser White-Label-Lösung ist, dass sie für den Endkunden unsichtbar bleibt. Für die Händler jedoch ist sie ein wichtiger Bestandteil ihrer Zahlungsabwicklung, da Ratepay eine sofortige Zahlungsgarantie bietet und das Risiko vollständig übernimmt. „Wir bieten Factoring an und übernehmen somit das volle Risiko, inklusive einer vorzeitigen Auszahlung an die Händler“, erklärt Lemm.

Künstliche Intelligenz als Schlüssel im Risikomanagement

Lemm führt weiter aus, dass Künstliche Intelligenz (KI) für Ratepay längst keine Zukunftsmusik mehr ist: „KI verwenden wir seit über fünf Jahren, vor allem im Bereich Risikomanagement und Betrugserkennung.“ Durch den Einsatz moderner KI-Modelle kann das Unternehmen die Kreditrisiken der Endkunden besser steuern und die Betrugserkennung automatisieren. Doch mit den aktuellen Entwicklungen in der KI eröffnen sich auch neue Möglichkeiten, vor allem in der Kommunikation mit den Endkunden.

„Wir bieten auch Customer Service als Serviceleistung für unsere Händler an. Die Entwicklungen bei den Large Language Models bieten uns die Chance, die Kundenkommunikation weiter zu optimieren“, erläutert Lemm. Besonders spannend ist dabei die Möglichkeit, die Kommunikation noch stärker an die individuellen Vorgaben der Händler anzupassen und so das Einkaufserlebnis weiter zu verbessern.

Erwartungen der Händler: Qualität statt KI

Auf die Frage, inwieweit Händler von Ratepay erwarten, KI einzusetzen, erklärt Lemm, dass dies für die Händler nicht der entscheidende Punkt ist: „Der Händler erwartet von uns nicht, dass wir KI einsetzen. Er erwartet, dass wir qualitativ hochwertigen Service bieten.“ Besonders wichtig für die Händler sei die Annahmequote bei Zahlungen. Je besser die KI-Modelle arbeiten, desto besser können Annahmequoten und damit auch die Conversion-Raten garantiert werden.

Die Herausforderung bei einem White-Label-Modell, so Lemm, besteht darin, den Payment-Prozess so nahtlos wie möglich in den Checkout der Händler zu integrieren, ohne dass der Endkunde den Anbieterwechsel bemerkt. KI wird dabei zukünftig eine größere Rolle spielen, um die Kommunikation mit den Endkunden noch weiter zu personalisieren und an die Vorgaben der Händler anzupassen.

Zukunftsaussichten: Werden KI-Assistenten unsere Einkäufe übernehmen?

Lemm wagt auch einen Blick in die Zukunft und ist überzeugt, dass KI-Assistenten bald Einkäufe für uns erledigen könnten. „Meine klare Antwort ist: Ja“, sagt er auf die Frage, ob Verbraucher in Zukunft ihre Online-Einkäufe von KI-Assistenten erledigen lassen werden. Besonders bei einfachen, wiederkehrenden Einkäufen wie Lebensmitteln sieht er großes Potenzial. „Der Assistent kennt meine Präferenzen und füllt meinen Kühlschrank, wenn er leer ist.“

Bei komplexeren, finanziellen Entscheidungen wie größeren Anschaffungen oder Finanzierungen erwartet Lemm jedoch, dass der Mensch weiterhin stärker involviert bleibt. Er ist überzeugt, dass die Verantwortung, die man an solche Systeme abgibt, schrittweise zunehmen wird. „Es wird graduell weiter ansteigen, wie viel Verantwortung wir an diese Assistenzsysteme übergeben“, prognostiziert er.

Herausforderungen und Chancen für den E-Commerce

In Bezug auf den E-Commerce-Markt sieht Lemm sowohl große Chancen als auch Risiken. Technologien wie Augmented Reality, Virtual Reality und Generative AI werden seiner Meinung nach das Einkaufserlebnis grundlegend verändern. „Der klassische Online-Store, wie wir ihn heute kennen, ist eher bedarfsgetrieben. Diese neuen Technologien ermöglichen es, das Einkaufserlebnis interaktiver und persönlicher zu gestalten“, erklärt Lemm.

Auf der Risikoseite sieht er vor allem regulatorische Herausforderungen, insbesondere in Europa, sowie die zunehmende Konkurrenz durch neue Marktteilnehmer, die dank der neuen Technologien leichter in den Markt eintreten können. Trotzdem ist Lemm optimistisch, dass der E-Commerce-Markt weiterhin stark wachsen wird und sieht hier vor allem für spezialisierte Anbieter wie Ratepay große Chancen.

Servicequalität steht im Fokus

Dr. Steven Lemm stellt klar, dass Ratepay als White-Label-Payment-Provider vor allem durch Servicequalität und nahtlose Integration im Checkout überzeugt. Künstliche Intelligenz spielt dabei eine immer wichtigere Rolle, insbesondere im Risikomanagement und in der Kundenkommunikation. Doch was Händler vor allem von Ratepay erwarten, ist, dass das Unternehmen seine Versprechen hält – KI ist dabei nur ein Werkzeug, um diese Versprechen noch besser erfüllen zu können.

Mit Blick auf die Zukunft ist Lemm überzeugt, dass KI-Assistenten eine immer größere Rolle im Einkaufserlebnis spielen werden. Doch ob im E-Commerce oder in der Zahlungsabwicklung – der Mensch wird weiterhin eine zentrale Rolle spielen, insbesondere wenn es um finanzielle Entscheidungen geht.