Autor, Wissenschaftsjournalist und Moderator Ranga Yogeshwar beginnt seinen Vortrag mit einer sehr persönlichen Geschichte: Die Geburt seines Enkels Emil im Jahr 2020. Dieses Ereignis ließ ihn die Zukunft aus einer neuen Perspektive betrachten. „Emil wird das nächste Jahrhundert erleben“, sagt er und betont damit, dass die Zukunft, über die wir sprechen, für kommende Generationen zur Realität wird. Yogeshwar lädt das Publikum dazu ein, diese Zukunft empathisch und interaktiv zu erkunden – so wie er es mit seiner eigenen Familie tut.
Er nutzt die Corona-Pandemie als Beispiel für eine Zeit des Umbruchs, die gezeigt hat, dass Krisen auch Chancen bieten können. Besonders deutlich wurde dies in der Arbeitswelt, die durch den vermehrten Einsatz von Homeoffice revolutioniert wurde. „Der 9-to-5-Job wird in Emils Generation wahrscheinlich nicht mehr existieren“, prognostiziert er. Damit einher gehen tiefgreifende Veränderungen in Städten und Büroumgebungen, da die Nachfrage nach traditionellen Arbeitsplätzen schrumpft.

Die Revolution der Künstlichen Intelligenz

Yogeshwar führt das Publikum anschließend in die Welt der Künstlichen Intelligenz (KI) ein, die unserer Gesellschaft einen ebenso tiefgreifenden Wandel beschert wie die Digitalisierung zuvor. „Künstliche Intelligenz ist nicht neu“, betont er und verweist auf die ersten neuronalen Netze aus den 1950er Jahren. Allerdings ermöglichen es erst heutige Rechenkapazitäten, dass KI tatsächlich so leistungsfähig ist, wie sie es jetzt ist.

Ein kritischer Punkt, den Yogeshwar hervorhebt, ist die Unsicherheit darüber, was „Intelligenz“ eigentlich bedeutet. KI ist in der Lage, Daten zu analysieren und zu kategorisieren, wie etwa bei der Erkennung von Handschriften oder medizinischen Diagnosen. Doch „KI versteht nicht, was sie sieht, sie handelt nach Mustern und Wahrscheinlichkeiten“, erklärt er und verweist auf Beispiele, bei denen die KI schlichtweg falsch liegt, wenn sie mit untypischen Daten konfrontiert wird.

Chancen und Risiken: Die Balance zwischen Fortschritt und Verantwortung

Die große Herausforderung besteht darin, die enormen Chancen, die KI bietet, mit der notwendigen Verantwortung zu verbinden. Yogeshwar betont, dass KI besonders in Bereichen wie der Medizin oder der personalisierten Versicherungspolitik große Fortschritte bringt. Doch er warnt auch: „KI kann Solidarität auflösen, wenn jeder nach seinem Verhalten bewertet wird.“

Ein zentrales Thema seines Vortrags ist die Notwendigkeit einer erklärbaren und transparenten KI. „Wir dürfen keine Welt schaffen, in der Algorithmen Entscheidungen treffen, ohne dass wir die Gründe verstehen“, fordert er. Diese Transparenz sei besonders in kritischen Bereichen wie Recht und Gerechtigkeit von entscheidender Bedeutung. Er führt das Beispiel eines amerikanischen Gerichts an, bei dem ein Anwalt fiktive Fälle zitierte, die durch KI generiert wurden – ein klares Zeichen dafür, dass wir den Einsatz von KI sorgfältig überwachen müssen.

Die Zukunft gestalten: Innovation mit Empathie

Yogeshwar ist dennoch optimistisch, dass die junge Generation – Emils Generation – die Chancen der KI verantwortungsbewusst nutzen wird. „Wir brauchen eine Kultur des Wandels und der Empathie“, sagt er und betont, dass Innovation nicht nur technischer Fortschritt ist, sondern auch soziale und ethische Veränderungen mit sich bringen muss.

„Die Zukunft umarmen“ lautet sein Appell an das Publikum, und er zeigt sich zuversichtlich, dass die kommende Generation die Herausforderungen, vor denen wir stehen, erfolgreich meistern wird. In einer Welt, in der KI immer präsenter wird, sieht Yogeshwar die Menschen als zentrale Akteure, die durch Empathie und Werteorientierung dafür sorgen können, dass der technologische Fortschritt allen zugutekommt.

Sein abschließendes Zitat von Pablo Picasso bringt die Essenz seines Vortrags auf den Punkt: „Im Offenwerden neuer Möglichkeiten erfahren wir die Gnade des Gehaltenseins.“